Testi Prost Deutschland - Konstantin Wecker, Münchner Rundfunkorchester, Peter Herbolzheimer

Prost Deutschland

Komm, sing doch mal ein schönes Lied,\nes sollte deutsch für Deutsche sein,\nmit deutschem Mut, vereinten Sinns:\nIch weiß nicht, soll ich lachen, soll ich schrein.\nAls könnte man stets überall\neindeutig Position beziehn,\nich bin verwirrt in diesem Fall\nund komm mir vor wie ausgeliehn.\nOb deutsches Blut, ob deutscher Geist,\nob deutscher Stahl, ob deutscher Sand,\nmir fehlt nun mal, was soll ich tun,\ndas rechte Herz fürs Vaterland.\nVielleicht bin ich ein alter Sack,\nder noch von achtundsechzig träumt,\nvon Bier und Beifall aufgeschwemmt,\nschon lang den letzten Zug versäumt.\nDoch träum ich immer noch und bleib\nverrückt nach meinen Utopien\ndie allerdings hat man mir hier\nwie damals drüben nie verziehn.\nIch singe deutsch, so gut ich’s kann\nund lieg sehr gern am Isarstrand,\nund doch, mir fehlt es nun einmal,\ndas rechte Herz fürs Vaterland.\nJetzt rasen sie zum Ausverkauf,\ndie Wucherer und Makler und\ndas ganze Leichenschänderpack,\nund tun sich groß und geben kund\nund grölen von der alten Mär,\nvom Wunder, das zu guter Letzt\nnur ihnen hilft, und übrig bleibt\nein Volk: verraten, aufgehetzt.\nMan müßte es behutsam und\nbesonnen pflegen, dieses Pfand —\nich weiß, schon gut, mir fehlt nun mal\ndas rechte Herz fürs Vaterland.\nUnd wo versteckt man heute die,\ndie kürzlich wirklich vorneweg\nals neue klare Melodie\ndie Füße stemmten in den Dreck.\nWer hat das alles eingeheimst?\nIn welchen Schlund fiel diese Zeit,\nfiel dieser viel zu kurze Herbst\nder Wärme und der Einigkeit?\nWas war das doch für ein Triumph,\nals Mauern bröckelten zu Sand,\nda hatte ich für kurze Zeit\nein Herz für dieses Vaterland.\nProst Deutschland! Alles Gute und\nich hoff, du hältst, was man verspricht.\nIch lach und streite gern mit dir,\ndoch mit dir jubeln,\nmir dir jubeln will ich erstmal nicht!\nEV: Promo-Single (1990), Classics (1991)\nErstmals vorgetragen im «Scheibenwischer"(ARD, 25.10.1990)\nAktualisierte Fassung statt der letzten Strophe, vorgetragen von Konstantin im «Scheibenwischer"(ARD, 11.12.1999):\nWas wuchs zusammen frag ich mich,\ndas Geld, es wuchs zusamm'!\nDie Menschen aber trennten sich\nund das vereinte Land ist klamm.\nDann war ich voller Hoffnung\nauf die Enkel der korrupten alten Herrn\nund dachte grün und wählte rot\nund hatte dieses Land für einen Sommer richtig gern.\nDie machten sich ja auch\nseit 68 auf den langen Marsch.\nJetzt kriechen sie der Nato\nund der Wirtschaft wie die andern in den Arsch.\nWas machen die mit sich und uns,\nwir gaben ihnen doch die Hand\nund hofften, so als pflüge wieder\nLicht das Herz fürs Vaterland.\nMüßten sie’s nicht behutsam\nund besonnen pflegen dieses Band?\nNa gut mir fehlt schon wieder mal\ndas Herz für dieses Vaterland.