| Wolfram
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| Blick ich umher in diesem edlen Kreise
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| Welch hoher Anblick macht mein Herz erglühn!
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| So viel der Helden, tapfer, deutsch und weise
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| Ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün
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| Und hold und tugendsam erblick ich Frauen
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| Lieblicher Blüten düftereichsten Kranz
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| Es wird der Blick wohl trunken mir vom Schauen
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| Mein Lied verstummt vor solcher Anmut Glanz
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| Da blick ich auf zu einem nur der Sterne
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| Der an dem Himmel, der mich blendet, steht:
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| Es sammelt sich mein Geist aus jeder Ferne
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| Andächtig sinkt die Seele im Gebet
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| Und sieh! |
| Mir zeiget sich ein Wunderbronnen
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| In den mein Geist voll hohen Staunens blickt:
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| Aus ihm er schöpfet gnadenreiche Wonnen
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| Durch die mein Herz er namenlos erquickt
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| Und nimmer möcht ich diesen Bronnen trüben
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| Berühren nicht den Quell mit frevlem Mut:
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| In Anbetung möcht' ich mich opfernd üben
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| Vergiessen froh mein letztes Herzensblut
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| Ihr Edlen möcht' in diesen Worten lesen
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| Wie ich erkenn der Liebe reinstes Wesen!
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| Ritter, Edelfrauen
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| So ist’s! |
| So ist’s! |
| Gepriesen sei dein Lied!
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| (Tannhäuser, wie aus einem Traum erwachend, sein ganzes Gebahren bezeught,
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| dass er von unheimlichen Gewalten erfasst ist)
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| Tannhäuser
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| 0 Wolfram, der du also sangest
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| Du hast die Liebe arg entstellt!
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| Wenn du in solchem Schmachten bangest
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| Versiegte wahrlich wohl die Welt
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| Zu Gottes Preis in hoch erhabne Fernen
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| Blickt auf zum Himmel, blickt auf zu seinen Sternen!
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| Anbetung solchen Wundern zollt
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| Da ihr sie nicht begreifen sollt!
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| Doch was sich der Berührung beuget
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| Euch Herz und Sinnen nahe liegt
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| Was sich aus gleichem Stoff erzeuget
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| In weicher Formung an euch schmiegt
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| Ich nah' ihm kühn, dem Quell der Wonnen
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| In die kein Zagen je sich mischt
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| Denn unversiegbar ist der Bronnen
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| Wie mein Verlangen nie erlischt!
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| So, dass mein Sehnen ewig brenne
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| Lab an dem Quell ich ewig mich!
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| Und wisse, Wolfram, so erkenne
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| Der Liebe wahrstes Wesen ich!
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| (Allgemeine Bestürzung)
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| Biterolf
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| Heraus zum Kampfe mit uns allen!
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| Wer bliebe ruhig, hört er dich?
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| Wird deinem Hochmut es gefallen
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| So höre, Lästrer, nun auch mich!
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| Wenn mich begeistert hohe Liebe
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| Stählt sie die Waffen mir mit Mut;
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| Dass ewig ungeschmäht sie bliebe
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| Vergöss' ich stolz mein letztes Blut
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| Für Frauenehr' und hohe Tugend
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| Als Ritter kämpf ich mit dem Schwert;
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| Doch, was Genuss beut deiner Jugend
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| Ist wohlfeil, keines Streiches wert
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| Ritter, Edelfrauen
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| Heil, Biterolf!
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| Ritter
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| Hier unser Schwert! |
| Hier unser Schwert!
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| Tannhäuser
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| Ha, tör'ger Prahler Biterolf!
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| Singst du von Liebe, grimmer Wolf!
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| Gewisslich hast du nicht gemeint
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| Was mir geniessenswert erscheint
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| Was hast du, Armster, wohl genossen?
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| Dein Leben war nicht liebereich
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| Und was von Freuden dir entsprossen
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| Das galt wohl wahrlich keinen Streich!
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| Ritter
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| Lasst ihn nicht enden! |
| Wehret seiner Kühnheit!
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| Landgraf
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| Zurück das Schwert! |
| lhr, Sänger, haltet Frieden!
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| (Wolfram erhebt sich. Tiefe Stille verbreitet sich)
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| Wolfram
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| 0 Himmel, lass dich jetzt erflehe’n!
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| Gib meinem Lied der Weihe Preis!
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| Gebannt lass mich die Sünde sehen
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| Aus diesem edlen, reinen Kreis!
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| Dir, hohe Liebe töne
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| Begeistert mein Gesang
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| Die mir in Engelsschöne
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| Tief in die Seele drang!
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| Du nahst als Gottgesandte
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| Ich folg aus holder Fern'--
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| So führst du in die Lande
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| Wo ewig strahlt dein Stern
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| Tannhäuser
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| Dir, Göttin der Liebe, soll mein Lied ertönen!
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| Gesungen laut sei jetzt dein Preis von mir!
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| Dein süsser Reiz ist Quelle alles Schönen
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| Und jedes holde Wunder stammt von dir!
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| Wer dich mit Glut in seine Arme geschlossen
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| Was Liebe ist, kennt der, nur der allein
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| Armsel’ge, die ihr Liebe nie genossen
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| Zieht hin, zieht in den Berg der Venus ein!
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| Ritter, Edelfrauen
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| Ha, der Verruchte! |
| Fliehet ihn!
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| Hört es! |
| Er war im Venusberg!
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| (Die Edelfrauen ziehen sich mit Entsetzen zurück, Elisabeth bleibt allein)
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| Edelfrauen
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| Hinweg! |
| Hinweg! |
| Aus seiner Näh'!
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| Wolfram
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| Ihr habt’s gehört!
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| Ensemble
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| Landgraf, SÄNGER, Ritter
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| Ihr habt’s gehört! |
| Sein frevler Mund
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| Tat das Verbrechen schrecklich kund
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| Sein Mund tat es kund
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| Er hat der Hölle Lust geteilt
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| Im Venusberg hat er geweilt!
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| Entsetzlich! |
| Scheusslich! |
| Fluchenswert!
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| In seinem Blute netzt das Schwert!
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| Zum Höllenpfuhl zurückgesandt
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| Sei er gefehmt, sei er gebannt!
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| (Man bedroht Tannhäuser mit gezogenen Schwertern)
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| Elisabeth
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| Haltet ein! |