| Der Fischer lehnt am Ruderhaus und sieht über den Bug
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| Den wehenden Schaumkronen nach und folgt dem Wolkenflug
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| Der Kutter liegt im Hafen vorn und achtern gut vertäut
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| Ein Tief überm Atlantik, da kommt starker Tobak heut!
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| Er fährt bis zu den Färöern, kennt das Revier genau
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| Er fährt für Butt und Meeräsche, für Lachs und Kabeljau
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| Und manchmal für Touristen zum Dorschangeln, ein paar Meil’n
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| Die ihn gut bezahl’n, und im Weg rumsteh’n und sich an Land langweil’n
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| Aber bei diesem Wetter, da geht hier keiner mehr raus
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| Da bleibt selbst Ekke Nekkepen bei den Meerjungfrau’n — im Muschelhaus
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| Der Boss lässt halten und steigt aus und mit ihm ein ganzer Tross
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| Jeder kann sehn, da kommt nicht irgendwer, da kommt der Boss!
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| Der will einen Dorsch an den Haken, heut, nicht irgendwann
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| Und er zahlt den dreifachen Preis dafür, darauf kommt es nicht an
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| Der Fischer lacht: «Vielleicht nicht aufs Geld, aber aufs Wetter schon!»
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| Der Boss kennt keinen Widerspruch, nun gut: Fünffachen Lohn!
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| «Ich fahr' bei Wind und Wetter, doch was sich da zusammenbraut
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| Dafür, mein Herr, sind wir beide zu klein und mein Boot ist dafür nicht gebaut!»
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| Der große Boss und ein kleiner Fischer, der sich bockig stellt —
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| «Ich kauf' deinen ganzen Jahresfang und ich zahl' dir das — zehnfache Geld!
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| Zehnfaches Geld! |
| Der Fischer sieht, wie der Rostfraß nagt am Boot
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| Öl leckt aus der Maschine, ein neuer Anstrich tut not
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| Zuhaus muss neues Reet ins Dach, das wartet zu lange schon
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| Und kaum zwei Wochen, dann hat die Jüngste Konfirmation
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| Dann lädt er nach der Kirche in den Dorfkrug, welch ein Fest
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| Wenn er die feinsten Speisen und Weine auftragen lässt —
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| Dabei der größte Steinbutt, den er je gefangen hat
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| Doch vorher fährt er noch mit der jüngsten Tochter in die große Stadt
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| Und kauft das schönste Kleid für sie, sie soll die schönste sein!
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| Zehnfaches Geld! |
| Der kleine Fischer reicht dem großen Boss die Hand: «Schlag ein!»
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| Leinen los, vorn und achtern klar und volle Kraft voraus!
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| Und kaum in Luv der Mole geht über das Steuerhaus
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| Die erste schwere See, noch schüttelt sich das Boot, da hetzt
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| Die nächste schon heran vom Sturm der Wellenkamm zerfetzt
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| Die wirft den stählernen Rumpf hoch empor, der Motor klagt
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| Und heult auf unter Qualen, wenn die Schraube ins Leere ragt
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| Stürzt ihn hinab ins Wellental, und schlägt ihn krachend auf
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| Und hebt ihn aus den Abgründen zum nächsten Sturz hinauf
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| Jetzt tobt die Hölle richtig los! |
| Das Boot rollt, stampft und krängt
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| Und es ist längst nicht mehr das Steuer, das seinen Weg durch die Fluten lenkt
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| Jetzt brechen alle Wetter zugleich über das Boot herein
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| Ein letzter Schlag zerschmettert ihm das stählerne Gebein
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| Ächzend bersten die Planken, dann verschlingt der schwarze Schlund
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| Das Ruderhaus und Mann und Maus reißt es mit auf den Grund
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| Zwei Seenotkreuzer finden Tags drauf einen Rettungsring
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| Und eine Ölspur im Revier, wo das Boot unterging
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| Im Großformat trauert in allen Zeitungen sein Tross
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| Ein Requiem, und große Reden für den großen Boss
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| Und Sonntag ist Palmarum und im Fischerhaus am Meer
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| Sind die dunklen Fenster wie erloschene Augen, müdegeweint und leer |