| Morgen brennt auf meinem Kuchen wieder eine Kerze mehr
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| Langsam muss ich überlegen, wie lang ist das schon her
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| Dass da noch gar keine brannte, wie alt ich denn nun schon bin
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| Dabei geh’n mir mit den Jahren Geburtstage durch den Sinn
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| Den ersten hab' ich verschlafen, so hat man es mir erzählt
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| Als die ersten Bomben fielen, kam ich grade auf die Welt
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| Als es splitterte und krachte, alles hastete und schrie
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| Ich sah aus, als ob ich lachte. |
| Happy birthday to me!
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| Ich entnehme noch der Chronik, dass ich aufwuchs und gedieh
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| Masern hatte, Mumps und Röteln, Windpocken und Diphtherie
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| Doch mit vier kann ich mich schon an der Hand meiner Mutter seh’n
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| Nach 'nem bisschen Milch und nach Trockenkartoffeln Schlange steh’n
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| Und dann wünschte ich mir sehnlichst eine Spielzeug-DC-3
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| Das war’n die «Rosinenbomber», bei der Luftbrücke dabei
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| Und darüber wurd' ich sieben, und endlich bekam ich sie
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| Und ein Care-Paket von «drüben». |
| Happy birthday to me!
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| Ich war neun, als ich meine erste lange Hose bekam
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| Und erlöst von Strümpfen, Leibchen und Strumpfbändern Abschied nahm
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| Mit zwölf gab’s eine Gitarre, doch ich übte nicht so recht
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| Denn fortan galt mein Int’resse nur noch dem and’ren Geschlecht
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| Da musst' ich mit sechzehn dringend Moped ohne Auspuff fahr’n
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| Mit 'ner James-Dean-Wendejacke und Frisierkrem in den Haar’n
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| Dann bin ich kleben geblieben wegen Mathe und Chemie
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| Und mehrerer großer Lieben. |
| Happy birthday to me!
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| Dann mit zwanzig kam der Ernst des Lebens, Schluss der Fröhlichkeit!
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| Zur Erinn’rung hab' ich heut' noch zwei Krawatten aus der Zeit
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| Doch mit vierundzwanzig kam mir die Erkenntnis über Nacht
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| Dass nur glücklich ist, wen auch der Ernst des Lebens glücklich macht
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| So entschloss ich mich, den Weg des größ'ren Widerstands zu geh’n
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| Mein Handwerkszeug war’n die Noten und mein Reichtum die Ideen
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| Die in meinem Kopf rumoren, und voll Hoffnung sang ich sie
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| Und ich fand offene Ohren. |
| Happy birthday to me!
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| Und ich zog mit meinen Liedern durch das Land jahrein, jahraus
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| Manchen Bahnhof, manche Straße sah ich öfter als mein Haus
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| Und das Leben, das ich führte, machte mich glücklich und frei
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| Doch der Frau an meiner Seite wurd' ich ein Fremder dabei
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| Und wir haben uns verloren, ohne Hass und ohne Zorn
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| Ganz leis', nach so vielen Jahr’n und ich begann noch mal von vorn
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| Mit den Träumen, die mir blieben im Gepäck, und ich fand «sie»
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| Und ich lernte, neu zu lieben. |
| Happy birthday to me!
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| Dreiunddreißig mittlerweile stellt' ich staunend fest, dass man
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| Einem über dreißig hin und wieder doch vertrauen kann
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| Denn ich sah, dass ich, mal abgeseh’n von einem grauen Haar
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| Und den Kratzern an der Seele, immer noch der Alte war
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| Weder Jahre noch Erfolg machten mich weder brav und zahm
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| Höchstens ein Geschenk von ihr, das schönste, das ich je bekam:
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| So groß wie ein Osterhase, und es sah so aus wie sie
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| Und es hatte meine Nase. |
| Happy birthday to me!
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| Morgen brennt auf meinem Kuchen wieder eine Kerze mehr
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| Käme aus dem Anlaß die berühmte güt'ge Fee daher
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| Und sagte: «Du hast drei Wünsche frei!», wär' mir die Antwort klar:
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| Erstens eine zweite Halbzeit, genau wie die erste war
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| Zweitens würd' ich gern die doppelte Zeit Kerzen brennen seh’n
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| Drittens soll das Haus voll alter Freunde aus den Fugen geh’n
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| Und von Kinderlärm erbeben, zwei Enkel auf jedem Knie
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| Und dich als Großmutter daneben. |
| Happy birthday to me! |