| Ich hab' keiner Seele etwas zuleide getan
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| Ich hab' weder unterschlagen noch geklaut
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| Und doch nennt man mich Tunichtgut
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| Schimpft man mich Scharlatan
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| Verhöhnen und verspotten sie mich laut!
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| Ich kann, wo ich will, hinkommen
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| Nirgends werd' ich ernst genommen!
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| Meinen Freunden bin ich nur
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| Ein steter Grund zur Heiterkeit
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| Selbst beim Bäcker und beim Schlächter
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| Hör' ich dröhnendes Gelächter
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| Der Drogist wiehert und gluckst
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| Wegen meiner Anwesenheit
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| Und er zeigt mit keckem Finger auf mich hin
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| Ja, auf mich hin
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| Nur weil ich Meteorologe bin
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| Zugegeben, es gab hin und wieder einen Fall
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| Da war das Wetter nicht ganz so wie prophezeit
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| Das mit dem Schneesturm im August
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| Das ging nicht so ganz klar
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| Auch die Hitzewelle zu Sankt Niklaus
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| Tut mir heute leid
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| Dabei wies mein Augenzucken
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| Und mein starkes Daumenjucken
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| Ganz untrüglich auf ein
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| Ausgedehntes Skandinavienhoch!
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| Nun, es ging manche Prognose
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| Unbestritten in die Hose
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| Nur einmal im September '68 stimmte doch
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| Die Vorhersage für Grönland immerhin
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| Ja, immerhin
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| Weil ich ein Meteorologe bin!
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| Nur einmal in meinem Leben
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| Hat ein Mensch mir blind vertraut
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| Sie war wie ein Frühlingsmorgen
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| Sanft wie Hyazinthenduft!
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| Doch dann hat sich ein
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| Kumulonimbus zusammengebraut
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| Und in ihre Liebe brach
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| Massive polare Meeresluft
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| Denn bei Meteorologen
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| Wäre jedes Wort gelogen
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| Und wer erstens schon beim Wetter lügt
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| Dem glaubt man zweitens nicht!
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| Sprach’s und ging aus meinem Leben
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| Wie ein Sonnenstrahl, der eben
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| Noch die Wolken von mir fernhielt
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| Und mich wärmte durch sein Licht
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| Sie verließ mich, aus den Augen, aus dem Sinn
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| Ja, aus dem Sinn
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| Nur weil ich Meteorologe bin!
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| Und ein Nimbostratus hängt
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| In meinem Sinn seit jedem Tag
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| Eine dicke Regenwolke, schwer und grau
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| Drum mein Regenmantel
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| Den ich auch an Sommertagen trag'
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| Und nicht etwa, weil ich dem
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| Eig’nen Wetterbericht nicht trau'!
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| Die Launen der Stratosphäre
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| Kosteten mich meine Ehre
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| Und die einz’ge Liebe, die ich fand
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| Zerbrach zuletzt daran
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| Örtlich starke Niederschläge
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| Und so geh' ich meiner Wege
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| Sprech' mit mir selbst über's Wetter
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| Nur mein Laubfrosch hört mich an
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| Er fühlt wenigstens, wie mir zumute ist
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| Zumute ist
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| Weil er auch ein Meteorologe ist |