| Die Räder rumpeln den schlaglochzerfurchten Weg entlang
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| Die Zugmaschine ächzt und dröhnt im zweiten, dritten Gang
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| Der Hänger folgt schlingernd den Schlangenlinien
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| Zwei Dutzend Pferde sind die Ladung, Schlachtvieh ist die Fracht
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| Vier Nächte und vier Tage und vielleicht noch eine Nacht
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| Von Litauen bis hinunter nach Sardinien
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| Dreitausend Kilometer liegen vor dem Elendstreck
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| Durch Kälte, Angst und Hitze auf dem zug‘gen Ladedeck
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| Mit groben Seilen lieblos festgebunden
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| Dreitausend Kilometer eingepfercht und festgezurrt
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| Bei jeder Kurve schmerzt der rauhe Strick, der harte Gurt
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| Scheuert bei jedem Rucken in den Wunden
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| Erbarme dich
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| Erbarme dich!
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| Erbarme dich der Kreatur
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| Sieh hin und sag nicht, es ist nur
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| Vieh!
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| Sieh hin und erbarme dich!
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| Sie leiden stumm, fast zwanzig Stunden geht die Reise schon
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| Die erste Rast in Zebrzydowice, der Zollstation
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| Ein stumpfer Tierarzt stempelt die Papiere
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| Würdigt die Pferde keines Blickes, nach drei Stunden nur
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| Treibt man sie wieder auf den Wagen, beginnt die Tortur
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| Von neuem für die längst erschöpften Tiere
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| Mit Schlägen und mit Tritten die Laderampe hinauf
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| Und strauchelt eines, stürzt eines und bricht eines den Lauf
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| Dann stoßen sie es mit Elektrostäben
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| Wieder und wieder auf, auch wenn‘s wieder und wieder fällt
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| Nur für ein Tier, das überlebt, gibt es am Ende Geld
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| Und nur ein Tier, das steht kann überleben
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| Erbarme dich…
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| Und weiter, immer weiter ohne Rast, es drängt die Zeit
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| Die Tiere längst zu Tod erschöpft, der Leidensweg noch weit
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| Die Fracht verletzt, gemartert und geschunden
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| Beim Tanken noch ein Eimer Wasser, die letzte Ration
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| Der letzte Schlagbaum vor dem Schlachthof, die letzte Station
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| Und rohe Knüppel knall‘n in offne Wunden
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| Eine Betonwanne, ein Bolzenschuß, achtlos gesetzt
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| Ein wildes Aufbäumen im Todeskampf und ganz zuletzt
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| Dringt aus den Kehlen eine Todesklage
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| Ein Laut, so schaurig, der schon nicht mehr von dieser Welt ist
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| In einem Todesschrei, den du dein Lebtag nicht vergißt
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| Endet in Cagliari alle Plage
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| Erbarme dich… |