| Sie sieht Kinder, Frauen, Männer
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| Zieh Produkte übern Scanner
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| Ist per Du mit dem Warentrenner
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| Sie macht den Job schon etwas länger
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| 31 Jahre, Zehntausend Arbeitstage
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| Allerfeinste Ware von der Wiege bis zur Bahre
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| Frau Emme-Emmely, alle Kunden kennen sie
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| Hier draußen in Berlin Alt-Hohenschönhausen
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| Gleich ist Feierabend, nur diese Dame noch
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| Dann schließt der Laden
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| Eine Dose Champignons, eine Packung Tampons
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| Dramatische Musik, Nahaufnahme von zwei Pfandbons
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| Niemand ist, niemand ist so mutig wie Emmely
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| Keiner ihrer Gegner zwingt sie in die Knie
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| Sie kämpft für ihren Platz an der Kasse
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| Für ihre Fammily und für Gerechtigkeit
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| An einem supergeilen Montag im März denkt sie
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| Gerechtigkeit ist wie Kaugummi
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| Graue Ritter in Rüstungen auf riesigen Rössern
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| Reiten plötzlich herein und reißen alle Regale um
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| Die Filliale fängt Feuer, das Sortiment brennt
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| Emmely schreit und rennt und rennt und rennt
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| Verzerrte Fratzen sind hinter ihr her
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| Sie lachen sie aus und dann kann sie nicht mehr
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| Sie fällt in ein nie enden wollendes Loch
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| Jedoch-
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| Zweieinhalb Jahre später sitzt sie am Küchentisch
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| Und weiß nicht, ob sie nur müde oder auch noch wütend ist
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| Und zwischen zwei Gedanken wird ihr klar
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| Gerechtigkeit — ein dehnbarer Begriff
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| Das Gericht hat entschieden, dass meine Mandantin ihren Arbeitsplatz zurück
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| bekommt und das eine Bagatelle, wie das Verschwinden zweier Pfandbons,
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| für eine Kündigung nicht ausreicht
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| Niemand ist, niemand ist so mutig wie Emmely
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| Keiner ihrer Gegner zwingt sie in die Knie
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| Sie kämpft für ihren Platz an der Kasse
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| Für ihre Fammily und für Gerechtigkeit
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| An einem supergeilen Montag im März denkt sie
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| Gerechtigkeit ist wie Kaugummi |