| Draußen vor’m Schneckenhaus | 
| kniet in der Erde, nass und kalt, | 
| ein Kind mit Augen gar so braun | 
| wie Kandis und | 
| wie gebrannte Mandeln. | 
| Sie hat ihr Köpfchen | 
| in ihre Hände gelegt | 
| und hofft, dass sie | 
| endlich ein Mondenstrahl | 
| federleicht weit davon trägt. | 
| Neben dem Schneckenhaus | 
| liegt keuchend, blutend im Staub, | 
| von all dem Geschrei | 
| noch ganz taub, | 
| eine Gestalt: ja, es ist der Junge. | 
| Bleich wie der Nebel am See, | 
| wie ein weißes Kaninchen | 
| im Schee, | 
| haucht er mit letzter Kraft: | 
| «Wir schaffen es zusammen.» | 
| Dort vor dem Scheckenhaus | 
| hält man sich eng aneinander fest, | 
| fern vom Rest der Welt, | 
| die nur die Flucht in die Wolken zulässt. | 
| So wie ein Märchenbuch, | 
| wie der Besuch | 
| von einem bösen Traum, | 
| endet die Unschuld stets | 
| am Ende der Geschichte. | 
| Wir haben viel gesehen | 
| und noch viel mehr gefühlt, | 
| uns mit Händen und mit Füßen | 
| durch die Erde | 
| der Vergangenheit gewühlt, | 
| wir haben nicht begriffen | 
| und auch nicht verstanden, | 
| dass die Geister, die wir riefen, | 
| einen neuen Körper fanden, | 
| in dem sie sich niederließen, | 
| den sie wie ein Bild verzerrten, | 
| während wir uns wie die Narren | 
| aus dem Schneckenhaus aussperrten. | 
| Wir sind an uns selbst gescheitert, | 
| an Dämonen, die erschienen, | 
| trotzdem spendet dieses Opfer | 
| mehr Trost als wir je verdienen. | 
| Aus deinen treuen Augen | 
| starrt mich uns’re Torheit an, | 
| ich ertrage nicht, dass man uns | 
| so viel Schuld abnehmen kann; | 
| für die Umkehr gäbe ich | 
| Gott ohne Zögern meine Hände, | 
| dann bestimmte ich und nicht du | 
| über der Erzählung Ende. | 
| Dann wär ich zur rechten Zeit | 
| am rechten Ort ich selbst gewesen, | 
| anstatt wie gelähmt nur mir selbst | 
| uns’re Zukunft vorzulesen | 
| und von ihr das, was ich selbst nicht konnte | 
| feige zu verlangen: | 
| einmal mehr wurde | 
| ein größter Fehler | 
| rücksichtslos begangen. | 
| Wir war’n Mörder und wir haben | 
| uns wie Diebe einander vergiftet, | 
| einem Schiff gleich, das vom Kurs | 
| der Wahrheit immer weiter abdriftet, | 
| und unaufhaltsam, einsam, | 
| seinem Ende still entgegentreibt. | 
| Die Zeit heilt alle Wunden | 
| doch die Kerbe im Mast bleibt. | 
| Wieso sind wir noch am Leben, | 
| wenn uns nichts und niemand stützt, | 
| weil uns eine Katze mehr als alle | 
| Menschen auf der Welt beschützt? | 
| Wenn ich mich zu dir lege | 
| und in deine treuen Augen seh, | 
| dann tut mir dieses Ende | 
| mehr als alle and’ren Enden weh. | 
| Fürchtet euch nicht, | 
| denn ich hab keine Angst, | 
| so ruf ich nach den Krähen: | 
| Tragt mich davon! | 
| Unsere Zeit nimmt dem Ende den Sinn, | 
| weil ich in euren Herzen | 
| unsterblich bin. | 
| Am Ende der Geschichte | 
| blicke ich in ein Gesicht, | 
| aus dem die hoffnungsvolle Stimme | 
| meiner Liebe aller Leben spricht. | 
| Am Ende der Geschichte | 
| lässt uns unser Engel leise | 
| mit uns selbst allein und setzt sie fort, | 
| seine lange Reise. | 
| Ich wünsche mir, dass er erneut | 
| zwei Menschen, wie uns beide, findet, | 
| die er dann durch seine Kraft | 
| so fest wie uns zusammenbindet, | 
| um sie am Fuße eines Berges | 
| auf den Weg zu schicken, | 
| damit sie eines Tages auf das Tal | 
| zu ihren Füßen blicken. | 
| Am Tag, als du geboren warst, | 
| sangen alle Meere, | 
| der Wind blies dir zur Ehre | 
| die Wellen an das Land. | 
| Ich schreibe uns’re Namen | 
| in den Sand, | 
| damit das Wasser uns vermischt. | 
| Durch dich allein flogen wir | 
| lebend und verwandelt | 
| aus dem Licht. |