| Der Bruno war ein großer Mann, der wahrlich ganz und gar
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| Ebenso ein großer Zecher wie auch Sünder war
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| So manches Mal ist er auf den Tavernentisch gesprungen
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| Und hat mit seinem Arsch das «Ave Maria» gesungen
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| Ein Pfaffe, der dies hörte, war recht dürftig amüsiert
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| Da solcherley Gebärde sich nun wahrlich gar nicht ziert
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| Da griff er sich an´s golden Kreuz, was ihm am Halse saß
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| Und rief wild in den Schanksaal: Dies sei Ketzerey, kein Spaß!
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| Wer schmählich von der Kirche spricht
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| Verdient das Erdendasein nicht
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| Denn jeder Mensch weiß in der Tat, ist er gar sündenfrey
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| Die Lüge ist des Teufels Saat, die Wahrheit Ketzerey… Ketzerey!
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| Bruno doch, der hatte schon so manchen Krug geleert
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| Und sprach, die Lüge wär jawohl des Pfaffens Steckenpferd
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| Wie kann’s sonst sein, dass jedes dritte Kirchlein dieser Stadt
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| Als Reliquie gar des Heilands Lendenschürzchen hat?
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| Heiligtümer gibt’s doch in bedenklich großer Zahl
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| Wer weiß vielleicht trink´ ich mein Bier ja auch aus dem heiligen Gral
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| Der Pfaffe nahm sein golden Kreuz, was er am Halse trug
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| Und rief wild in den Schanksaal: Was genug wär, wär genug!
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| Wer schmählich von der Kirche spricht
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| Verdient das Erdendasein nicht
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| Denn jeder Mensch weiß in der Tat, ist er gar sündenfrey
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| Die Lüge ist des Teufels Saat, die Wahrheit Ketzerey… Ketzerey!
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| Bruno doch, er grinste nur und gab belustigt kund:
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| Die Welt wär keine Scheibe, nein, sie wär ein Erdenrund
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| Unser fetter Pontifex verzählt uns eine Mär
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| Oh, ihr Zecherbrüder steht nur auf und lauft umher
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| Jeder von euch Säufern, der im Schanksaal rumspaziert
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| Wankt doch nur, weil er auf einer Kugel herum balanciert
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| Der Pfaffe nahm sein golden Kreuz, was ihm am Halse hing
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| Und schrie er, würde Bruno auf den Scheiterhaufen bring´n!
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| Wer schmählich von der Kirche spricht
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| Verdient das Erdendasein nicht
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| Denn jeder Mensch weiß in der Tat, ist er gar sündenfrey
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| Die Lüge ist des Teufels Saat, die Wahrheit Ketzerey… Ketzerey!
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| Halleluja!
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| Bruno doch, er lachte nur und sprach: Mein lieber Pfaff
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| Ich weiß nicht, ob ich es all heut noch aus der Schenke schaff´
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| Der Teufel wollt mir später meine teure Zeche zahl´n
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| Und mich dafür mit sich nehmen — Ei welch Höllenqual´n!
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| Es wäre gar barmherzig, wenn ihr mich auslösen wollt
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| Nehmt doch von Eurem Halse dort das Kreuz aus purem Gold
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| Und tauscht es für mein Seelenheil, für meine Zechschuld ein
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| Dann folg´ ich allzu gerne Eurem Scheinheiligenschein
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| Der Pfaffe puterrot sich noch zu einem Lächeln zwang
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| Während er nach Luft und nach dem schnöden Goldkreuz rang
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| Und denn unversehens aus dem Schenkenfenster sprang
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| Wer schmählich von der Kirche spricht
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| Verdient das Erdendasein nicht
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| Denn jeder Mensch weiß in der Tat, ist er gar sündenfrey
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| Die Lüge ist des Teufels Saat, die Wahrheit Ketzerey… Ketzerey! |